Die Tür öffnete sich, bevor ich den Flur erreicht hatte.
Am Türrahmen stand Tamara Pawlowna, meine Schwiegermutter.

Hinter ihren Schultern, wie ein Schatten, drückte sich ein zierliches Mädchen mit verängstigten Reh-Augen.
— Wir sind wegen Dima da, — warf die Schwiegermutter ohne Begrüßung ein, während sie die Wohnung betrat.
Von ihr roch es nach teuren Parfums und kaltem Januarmorgen.
Das Mädchen folgte uns, unsicher, von einem Fuß auf den anderen tretend, in einfachen Stiefeln.
— Dima ist noch nicht da, er ist noch bei der Arbeit, — sagte ich hastig, während ich meinen Bademantel schloss.
— Wir warten, — antwortete Tamara Pawlowna kühl. — Wir stehen ja nicht draußen.
Sie ging direkt ins Wohnzimmer, wie eine Hausherrin, und deutete ihrer Begleiterin den Platz auf dem Sofa an.
Sie selbst setzte sich auf den Sessel gegenüber und legte die Hände auf ihre Handtasche.
Ihr Blick war durchdringend, eisig — als würde sie nicht nur meine Wohnung, sondern mein ganzes Leben inspizieren.
— Lena, lern sie kennen. Das ist Anechka. Die Tochter einer alten Freundin aus der Oblast Orlow.
Ich nickte, ohne zu verstehen, wer vor mir stand.
Eine Besucherin? Eine entfernte Verwandte?
— Von jetzt an wird Anja bei uns wohnen. Ich habe das entschieden.
Die Luft im Raum wurde schwer und klebrig.
Ich ließ meinen Blick von ihr zu Anja schweifen, die offensichtlich davon träumte, direkt vom Sofa zu verschwinden.
— In welchem Sinne „bei uns“? — fragte ich nach.
— Ganz wörtlich, — lehnte sich die Schwiegermutter nach vorn. — Dima braucht eine echte Ehefrau. Eine häusliche Frau. Jemand, der Mutter seiner zukünftigen Kinder wird. Keine Geschäftsfrau, die mit ihren Projekten beschäftigt ist.
Sie sagte es so alltäglich, als spräche sie über den Kauf eines neuen Schranks.
Als ob ich, Dimas rechtmäßige Ehefrau, überhaupt nicht existierte.
— Ich verstehe Sie nicht, — meine Stimme klang fremd, heiser.
— Was gibt es da nicht zu verstehen? — lächelte sie kalt. — Sieh dich selbst an.
Du interessierst dich nur für Karriere, Treffen und Papierkram.
Und zu Hause? Nichts. Leer.
Mein Sohn kommt von der Arbeit in ein leeres Haus, das nach Papieren riecht, nicht nach Abendessen.
Er braucht Fürsorge und Geborgenheit.
Anechka wird sich um ihn kümmern können.
Sie ist bescheiden, gut erzogen und kocht so, dass man sich die Finger leckt.
Das Mädchen auf dem Sofa errötete und zog den Kopf in die Schultern.
Sie wirkte wie ein Opfer fremder Willkür und schien selbst über ihre Rolle entsetzt zu sein.
— Sie haben kein Recht, eine andere Frau in unser Haus zu bringen… Das ist Wahnsinn! — platzte es aus mir heraus.
— Ich bin die Mutter, ich weiß besser, was mein Sohn braucht! — antwortete Tamara Pawlowna scharf. — Ich habe ihm das Leben geschenkt und werde nicht zulassen, dass du es zerstörst.
Du bist nur ein ärgerlicher Fehler, ein vorübergehendes Missverständnis.
Ich werde ihm helfen, diesen Fehler zu korrigieren.
Sie sah mich mit solcher kalten Überlegenheit an, dass mir die Beine weich wurden.
So viele Jahre habe ich versucht, ihr zu gefallen, Ecken zu glätten, eine gemeinsame Sprache zu finden.
Und das Ergebnis — man versucht, mich aus meiner eigenen Familie zu drängen, wie ein unnötiges Dienstmädchen.
In diesem Moment drehte sich der Schlüssel im Schloss.
Dima trat ein.
Er blieb stehen, als er im Raum seine Mutter und das unbekannte Mädchen sah.
Sein Blick blieb bei Anja hängen, dann traf er meinen.
In meinen Augen spiegelten sich Schmerz, Demütigung und die Absurdität der letzten Minuten.
Dima zog schweigend seine Jacke aus und hing sie an die Garderobe.
Er stellte keine Fragen — er verstand alles ohne Worte.
Dann ging er ins Wohnzimmer.
Er ging am Sessel vorbei, auf dem seine Mutter saß, am Sofa vorbei, auf dem Anja zusammengesunken war.
Er kam zu mir, stellte sich direkt gegenüber und umarmte mich sicher an den Schultern.
Seine Hände waren wie ein Rettungsring.
Die Welt schrumpfte in diesem Moment auf uns zwei zusammen.
— Dima, was soll das heißen? — fragte die Schwiegermutter durchdringend.
In ihrer Stimme klang keine Frage, sondern eine Aufforderung zur Unterwerfung.
Er drehte sich nicht zu ihr um.
Er ließ mich nicht los.
— Es bedeutet, Mama, dass du in mein Haus gekommen bist.
Und das hier — das ist meine Frau, Lena.
Seine Stimme war ruhig, aber sie klang nach Stahl.
Tamara Pawlowna erhob sich langsam aus dem Sessel, und ich verstand — der Kampf beginnt gerade erst.
— Ich sehe, dass sie deine Frau ist! — rief sie fast. — Genau deshalb bin ich hier!
Ich bin gekommen, um dich zu retten!
Diese Frau zieht dich nach unten!
Und Anechka… — sie deutete scharf auf das Sofa, — Anechka ist ein bescheidenes, anständiges Mädchen.
Sie wird dir eine echte Stütze sein!
— Mama, ich brauche keine Rettung.
Und auch keine neue Frau, — Dima trat endlich zurück, doch sofort nahm er meine Hand und verschränkte unsere Finger ineinander.
— Ich bitte dich, nimm Anja und geh.
— Gehen? — Tamara Pawlowna stieß ein kurzes, gehässiges Lachen aus.
— Du verstehst überhaupt nichts.
Ich habe bereits mit ihren Eltern gesprochen!
Es ist eine anständige Familie, sie vertrauen mir!
Das Mädchen hat keinen Ort, an den sie gehen könnte, sie sind überzeugt, dass du dich um sie kümmerst!
Willst du mich blamieren?
Dieses bescheidene Mädchen in Schande stürzen?
Anja hob die Augen zu Dima, voller Tränen.
Ihre Lippen bewegten sich, doch die Worte waren nicht zu verstehen.
Die Manipulation war plump, aber traf genau ins Herz.
Die Schwiegermutter stellte Dima als ein Monster hin, das ein unschuldiges Geschöpf auf die Straße werfen wollte.
— Wir können ihr ein Taxi rufen.
Sie in ein Hotel schicken.
Ich bezahle alles, — versuchte ich einzuwenden, doch meine Stimme zitterte.
— Sei still! — fuhr mich die Schwiegermutter an.
— Für dich gibt es hier keinen Platz mehr!
Deine Meinung interessiert niemanden!
Das ist ein Gespräch zwischen Mutter und Sohn!
Dima drückte meine Hand noch fester.
— Wage es nicht, so mit meiner Frau zu reden.
— Ach, mit deiner Frau! — zog sie höhnisch die Worte in die Länge.
— Und wie lange noch?
Ich werde trotzdem meinen Willen durchsetzen.
Du wirst es noch bereuen, doch dann ist es zu spät.
Sie ließ sich erneut in den Sessel fallen, demonstrativ zeigend, dass sie nicht vorhatte zu gehen.
— Ich bleibe hier.
Und Anja bleibt auch.
Du musst nachdenken, mein Sohn.
Der Morgen ist klüger als der Abend.
Wir übernachten im Gästezimmer.
Es war ein taktischer Zug.
Sie sperrte uns in eine unerträgliche Situation ein und verwandelte unser Zuhause in ein Schlachtfeld.
Die Polizei rufen?
Einen Skandal für das ganze Haus provozieren?
Genau das wollte sie, um dann überall zu erzählen, welche hysterische Schlange ihr Sohn an seiner Seite duldet.
Dima sah mich an.
In seinem Blick lag eine solche Müdigkeit, als würde er die ganze Welt auf seinen Schultern tragen.
Er war in die Falle geraten, und ich mit ihm.
— Gut, — sagte er leise, und in mir zog sich alles zusammen.
— Bleibt.
Aber nur für eine Nacht.
Tamara Pawlowna lächelte siegessicher, kaum merklich.
Mir wurde klar, dass dies kein Kompromiss war.
Es war eine Kriegserklärung.
Und in dieser Nacht sollte unser Haus zur Hölle werden.
Die Nacht war endlos.
Wir schlossen uns im Schlafzimmer ein.
Dima saß auf der Bettkante, den Kopf in die Hände gestützt.
— Warum hast du nachgegeben? — flüsterte ich.
— Weil ich sie kenne, — antwortete er dumpf, ohne den Kopf zu heben.
— Hätte ich sie jetzt hinausgeworfen, hätte sie ein solches Theater gemacht, dass die Nachbarn nicht die Polizei, sondern die Sanitäter gerufen hätten.
Sie hätte sich vor die Tür gelegt.
Die ganze Verwandtschaft durchtelefoniert und erzählt, dass wir sie und das „arme Waisenkind“ in die Kälte hinausgeworfen haben.
Das wäre ihr Sieg gewesen.
Aber so… habe ich Zeit bis zum Morgen.
Er hob die Augen zu mir.
— Lena, ich weiß nicht, was sie diesem Mädchen und ihren Eltern eingeredet hat.
Aber ich kann sie nicht um elf Uhr abends einfach auf die Straße setzen.
Ich kläre das morgen.
Auf zivilisierte Weise.
Und mit meiner Mutter… mit meiner Mutter rede ich später.
Er sprach vernünftig, doch ich sah, wie schwer es ihm fiel.
Sein ganzes Leben hatte er versucht, ein guter Sohn zu sein, und nun war diese Last unerträglich geworden.
Am Morgen ging ich in die Küche, um Wasser zu holen.
Und blieb wie erstarrt stehen.
Tamara Pawlowna herrschte dort bereits wie eine Hausherrin.
Sie hatte unser Hochzeitsgeschirr aus dem Schrank genommen, das wir für besondere Anlässe aufbewahrten, und stellte es auf den Tisch.
Daneben werkelte Anja, während sie Brot schnitt.
— Guten Morgen, Lenotschka, — die Schwiegermutter lächelte mir so süßlich zu, dass mir die Zähne schmerzten.
— Wir bereiten gerade das Frühstück vor.
Anja ist so ein kluges Mädchen, sie kann alles.
Nicht so wie manche andere.
Sie sagte es, während sie mir direkt in die Augen sah.
Es war kein Andeuten mehr, sondern eine offene Beleidigung.
Doch das war nur der Anfang.
Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, wurde ich Zeugin der letzten Szene des Dramas.
Auf dem Couchtisch, wo sonst immer unser Hochzeitsfoto mit Dima stand, stand nun eine billige Vase.
Und unser Foto… hielt Tamara Pawlowna in den Händen.
— Hier, Anja, das nehmen wir weg, — sagte sie und reichte dem Mädchen den Bilderrahmen.
— Stell es erst einmal unten an die Wand. Später werfen wir es weg. Es hat keinen Sinn, in der Vergangenheit zu wühlen. Man muss eine neue Zukunft aufbauen.
Anja, blass wie Kreide, nahm das Foto mit zitternden Händen.
Man sah ihr an den ängstlichen Augen an, dass sie es nicht tun wollte, doch sie wagte nicht, der zukünftigen Schwiegermutter zu widersprechen.
In diesem Moment betrat Dima das Zimmer.
Er war bereits für die Arbeit angezogen.
Er nahm alles wahr: die Mutter mit dem siegreichen Ausdruck, die verängstigte Anja mit dem Hochzeitsfoto in den Händen und mich, die wie angewurzelt in der Tür stand.
Etwas veränderte sich in Dimas Gesicht.
Seine Ruhe fiel von ihm ab wie eine Maske.
Die Müdigkeit wich einer eiskalten, überlegten Wut.
Er erhob nicht die Stimme.
Er ging langsam, fast unheimlich ruhig, auf Anja zu.
— Stell es hin, — sagte er so leise, dass das Mädchen zusammenzuckte.
Hastig stellte Anja das Foto auf den Boden.
Dann drehte sich Dima zu seiner Mutter um.
Er musterte sie lange, als würde er sie zum ersten Mal sehen.
— Mama.
— Was ist, mein Sohn? — sie lächelte noch immer, überzeugt von ihrer Macht. — Hast du endlich begriffen, dass ich recht habe?
Er trat zu mir, nahm mich an der Hand und führte mich zu seiner Mutter.
Wir standen nun gemeinsam vor ihr.
— Mama, du hast mich mein ganzes Leben lang gelehrt, ein Mann zu sein.
Zu meinem Wort zu stehen und meine Familie zu beschützen.
Er machte eine Pause, und seine Stimme wurde hart wie Stein.
— Also hör gut zu.
Ich kann mich von Lena scheiden lassen.
Ich kann mich sogar in eine andere verlieben.
Aber niemals, hörst du, niemals werde ich mit der Frau zusammen sein, die du in mein Haus bringst.
Denn meine Wahl gehört mir.
Und dein Sohn ist in dem Moment gestorben, als du beschlossen hast, sein Leben für ihn zu führen.
Er sprach es klar und betont aus, jedes Wort traf Tamara Pawlowna wie eine Ohrfeige.
Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht, es wich Verwirrung und dann Entsetzen.
Sie starrte ihren Sohn an, völlig unfähig zu begreifen.
Sie hatte verloren.
Und nicht gegen mich, sondern gegen ihren eigenen Sohn.
Tamara Pawlownas Gesicht wurde aschfahl.
Sie sah Dima an, als spräche er eine fremde, wilde Sprache.
Ihre herrische Haltung sackte in sich zusammen, die Schultern fielen herab.
Plötzlich war sie nur noch eine alte, besiegte Frau.
— Wie… wie kannst du nur? — flüsterte sie.
Es war kein Befehl mehr, keine Manipulation.
Nur ein hilfloses, verlorenes Flüstern.
— Ich wollte doch nur das Beste…
— Dein „Bestes“ zerstört mein Leben, — antwortete Dima ruhig.
Er ging zur Tür und öffnete sie weit.
— Bitte geh.
Anja reagierte als Erste.
Wie ein Pfeil sprang sie vom Sofa auf, griff ihre Tasche und murmelte, ohne jemanden anzusehen:
— Entschuldigung… ich wollte nicht… Tamara Pawlowna sagte, dass ihr geschieden seid… dass ihr auf mich wartet… Verzeihung…
Sie lief fast aus der Tür, und ich empfand nur Mitleid für sie.
Nur eine Spielfigur in einem fremden Spiel, die gerade vom Brett gefegt wurde.
Tamara Pawlowna blieb allein.
Langsam stand sie auf, sich auf die Armlehne des Sessels stützend.
Ihre Bewegungen waren schwer, fast alt.
Sie ging zu ihrem Sohn, blieb in der Tür stehen.
— Du wirst es bereuen, — sagte sie tonlos, ohne Drohung, nur voller Bitterkeit. — Du wirst noch zu mir zurückkriechen.
Dima antwortete nicht.
Er sah sie nur an, und dieser ruhige, erwachsene Blick war schlimmer als jeder Streit.
Da hielt sie es nicht mehr aus.
Ihr Gesicht verzog sich, und dicke, zornige Tränen liefen ihre Wangen hinunter.
Sie wandte sich ab, um sie zu verbergen, und ging hastig, fast laufend, zum Aufzug.
Dima schloss die Tür und drehte den Schlüssel.
Dann wandte er sich zu mir, hob unser Foto vom Boden auf, strich behutsam den imaginären Staub ab und stellte es wieder auf seinen Platz.
Dann nahm er mich in die Arme.
Nicht so wie gestern — beschützend.
Sondern anders.
Fest, zuverlässig, wie ein Gleichgestellter den anderen umarmt.
— Verzeih mir, — sagte er leise in meine Haare. — Verzeih, dass es überhaupt so weit gekommen ist.
Ich hätte sie viel früher stoppen müssen.
Vor Jahren schon.
Schweigend schmiegte ich mich an ihn.
Ich brauchte keine Entschuldigungen.
Ich begriff, dass das Hauptproblem nicht die Schwiegermutter war.
Sondern der gehorsame Junge, der in meinem Mann lebte.
Heute starb dieser Junge.
Und an seiner Stelle wurde ein Mann geboren, der sein Leben selbst bestimmt.
Und seine Frau selbst wählt.
Wir sagten nichts mehr.
Worte waren überflüssig.
Wir standen einfach mitten in unserem Wohnzimmer, in unserem Zuhause, das wieder unseres geworden war.
Und das war nicht nur das Ende eines Krieges.
Es war der Beginn eines echten Friedens.
Zwei Monate vergingen.
Zwei Monate betäubender, ungewohnter Freiheit.
Das Telefon klingelte nicht mehr wegen Tamara Pawlownas Anrufen.
Niemand kam unangemeldet, um unseren Kühlschrank zu inspizieren.
Wir veränderten uns, Dima und ich.
Er wurde ruhiger, sicherer.
Als hätte er eine unsichtbare, aber schwere Last von seinen Schultern geworfen.
Und ich hörte auf, auf Zehenspitzen durch mein eigenes Haus zu schleichen, aus Angst, etwas „Falsches“ zu tun.
Wir lernten uns neu kennen, redeten stundenlang, wie zu Beginn unserer Beziehung.
Eines Abends kam Dima von der Arbeit zurück und hielt mir zwei Tickets hin.
— Erinnerst du dich, du wolltest nach Italien? In diese kleine Stadt am Meer?
Ich sah auf die Tickets, und mir traten Tränen in die Augen.
Wir hatten so lange davon geträumt, doch immer gab es Gründe, es zu verschieben — der Mutter helfen, ein Jubiläum, oder einfach „kein guter Zeitpunkt“.
— Und… deine Mutter? — entfuhr es mir.
Dima lächelte.
— Meine Mutter ist erwachsen. Sie wird zurechtkommen.
Und unsere Familie — das sind du und ich.
Und unsere Familie braucht Urlaub.
Es klang so einfach, aber für mich war es wie eine feierliche Unabhängigkeitserklärung.
Einen Tag vor der Abreise klingelte das Telefon.
Unbekannte Nummer.
Ich nahm den Hörer ab.
— Lenotschka? Hier ist Tante Galja, — die Stimme der Cousine von Tamara Pawlowna klang süß und voller Mitleid. — Es geht um Tamara…
Es geht ihr sehr schlecht.
Das Herz macht Probleme, sie steht nicht auf.
Sie ruft ständig nach Dima… Vielleicht besucht ihr sie noch vor der Abreise…
Eine kalte Welle von Schuld kroch mir den Rücken hinauf.
Der alte Trick.
Ein Klassiker.
Früher hätte ich schon angefangen, herumzulaufen und Dima gebeten, alles abzusagen.
Schweigend reichte ich ihm das Telefon.
Er hörte zu und blieb unbewegt.
— Tante Galja, richten Sie Mama aus, dass ich ihr baldige Genesung wünsche.
Und sagen Sie ihr, sie habe zwei Möglichkeiten: Entweder sie akzeptiert meine Entscheidung und meine Frau — dann hat sie einen Sohn.
Oder sie spielt weiter ihre Spiele — und bleibt allein.
Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht.
Er legte auf.
Es wurde still.
Ich sah ihn an, und mein Herz war erfüllt von Zärtlichkeit und Stolz.
— Du warst… hart, — sagte ich leise.
— Nein, — er schüttelte den Kopf und nahm mich in den Arm. — Ich war ehrlich.
Zu ihr.
Und zu mir selbst.
Keine halben Sachen mehr.
Am nächsten Tag flogen wir.
Wir spazierten durch enge Gassen, aßen Pasta am Meer und lachten viel.