In seinem Büro stehend, lehnte sich Viacheslav entspannt in seinen bequemen Stuhl zurück, ein zufriedenes Lächeln spielte auf seinem Gesicht.
Er konnte nicht aufhören, sich darüber zu wundern, wie sein Restaurant, das nun der Stolz der gesamten Stadt war, solchen Ruhm erlangt hatte.
Der Restaurantbesitzer hatte einer obdachlosen alten Frau befohlen, ihr Brot aufzuessen und sofort zu gehen! Doch bald darauf fiel er vor ihr auf die Knie und brach in Tränen aus… Die besten Restaurants in der Umgebung.
Und natürlich war dieser Erfolg der exquisiten Küche, dem gut koordinierten professionellen Team und selbstverständlich der besonderen Atmosphäre zu verdanken.
In Gedanken kehrte Viacheslav zu seinem langen Weg zu seinem Traum zurück – ein Weg, der über 20 Jahre gedauert hatte und in den schwierigen 90er Jahren begann.
Damals musste er oft spontane Entscheidungen treffen und Risiken eingehen, um in einem äußerst wettbewerbsintensiven Umfeld zu überleben.
Als er sich an diese Zeit erinnerte, dachte Viacheslav mit besonderer Wärme an seinen Großvater Leonid Makarowitsch.
Sein Großvater hatte zweifellos eine entscheidende Rolle für seinen Erfolg gespielt, als er – trotz seines Alters – eine wichtige Entscheidung traf: Er verkaufte das Sommerhaus der Familie und übergab das Geld seinem Enkel.
Leonid Makarowitsch sagte, dass das Sommerhaus nicht mehr nötig sei und dass er in seinem Enkel einen Geschäftsmann sehe, der bereit sei, seinen eigenen Weg zu gehen.
Dieses Geld wurde zu Viacheslavs Startkapital für seine Gastronomiegeschäfte. Er begann mit einem kleinen Imbissstand auf dem örtlichen Markt, dann mit einem kleinen Restaurant in der Nähe des Bahnhofs.
Durch harte Arbeit und kontinuierliche Expansion entwickelte er sein Geschäft weiter. Sein Einsatz und seine Ausdauer führten dazu, dass sein Restaurant zum besten der Stadt wurde – mit einem berühmten Koch aus Italien.
Der Weg war nicht einfach, aber jede getroffene Entscheidung und jeder Schritt erwiesen sich als richtig und brachten ihn seinem Traum allmählich näher.
Und so genoss er diese schönen Erinnerungen – bis er plötzlich von leisen Stimmen unterbrochen wurde, die hinter der Tür seines Büros zu hören waren.
Verochka, eine der Kellnerinnen, teilte einem Kollegen mit sichtlicher Unzufriedenheit ihre Empörung über eine ältere Frau mit, die häufig in der Nähe des Restaurants auftauchte und alle Mitarbeiter verärgerte.
Viacheslav trat ans Fenster und sah auf der Straße eine alte, ärmlich gekleidete und ungepflegte Frau.
Obwohl sie nicht sehr alt war, ließ ihre extreme Vernachlässigung sie noch älter erscheinen: schmutzige Kleidung, graues, verfilztes Haar, ein fahl wirkendes Gesicht.
Die Frau stand reglos da und schaute intensiv durch die Fenster des Restaurants, in dem die Gäste köstliche Speisen genossen.
Gierig schluckte sie, und es war offensichtlich, dass sie großen Hunger hatte. In diesem Moment klopfte es leise an Viacheslavs Bürotür.
Verochka, dieselbe Kellnerin, trat ein, ihr Gesicht drückte große Besorgnis aus. Mit leicht zitternder Stimme sagte sie Viacheslav Iwanowitsch, dass die unangenehme Situation mit der Obdachlosen erneut aufgetreten sei.
Viacheslav spürte einen Anflug von Verärgerung und fragte sofort, wo der Sicherheitsdienst sei – schließlich sollte er sich um solche Probleme kümmern, nicht der Restaurantbesitzer selbst.
Maria, eine andere Kellnerin, erschien schnell in der Tür und fügte hinzu, dass der Wachmann bereits versucht hatte, die Frau zu vertreiben, sie aber immer wieder zurückkam.
Viacheslav wollte nicht, dass sein Restaurant zu einem Zentrum unerwünschter Aufmerksamkeit wurde, da diese obdachlose alte Frau die Kunden abschreckte.
Jedes Mal, wenn die Gäste sie durch das Fenster sahen, zeigten ihre Gesichter Ekel – was sich negativ auf die Atmosphäre und ihren Appetit auswirkte.
Da ihm klar war, dass die Situation sofort gelöst werden musste, beschloss Viacheslav, nicht länger zu warten. Er rief die Polizei an und bat darum, so diskret wie möglich einzugreifen, damit die Frau entfernt wurde, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
Die Beamten trafen schnell ein, halfen der alten Frau vorsichtig ins Auto und nahmen sie mit. Die besten Restaurants in der Umgebung.
Viacheslav beobachtete die Szene aufmerksam und fragte sich, was diese Frau auf die Straße gebracht hatte.
In seinen Gedanken tauchten Erinnerungen an seine Großmutter Anna auf, die ihn zusammen mit seinem Großvater Leonid Makarowitsch großgezogen hatte, nachdem sein Vater tragisch ums Leben gekommen war, als er erst fünf Jahre alt war.
Seine Mutter konnte er nur vage erinnern, da sie kurz nach dem Tod ihres Mannes aus seinem Leben verschwand.
Als Kind hörte der kleine Slawa oft die Geschichten seiner Großeltern, die ihm sagten, dass seine Mutter weit fortgegangen sei.
Doch tief in seinem Herzen wartete er immer auf sie. Er weinte viel, fühlte sich verlassen und hatte sogar versucht, sie zu finden – er schrieb mehrere Briefe an die Polizei und bat um Hilfe.
Doch seine emotionalen Briefe wurden stets an seinen Großvater zurückgeschickt, der in der Stadtverwaltung arbeitete.
Als die Familie in die Hauptstadt zog, erklärte der kleine Slawa entschlossen: „Aber wenn Mama zurückkommt und ich nicht mehr hier bin? Wie wird sie mich dann finden?“
Diese Ängste und Kindheitswunden lebten lange in seinem Herzen, doch das Leben nahm seinen Lauf.
Die Jahre vergingen, und die Erinnerung an die Mutter verblasste allmählich, machte Platz für neue Sorgen und Erfolge.
Bis eines Tages, während eines hitzigen Streits, die Großmutter, völlig die Geduld verlierend, mit wütender Stimme eine schreckliche Wahrheit herausschrie: „Deine Mutter ist schon lange tot!“
Dann fügte sie, mit einem weicheren Ton, hinzu, dass sie wahrscheinlich irgendwo an einem Zaun erfroren sei – wegen des Alkohols und der Kälte.
Slava erstarrte, unfähig zu glauben, was er gerade gehört hatte. Der Großvater sprang sofort auf, schalt seine Frau für ihre harten Worte und bestand darauf, dass es falsch sei, so etwas zu sagen – besonders vor einem Kind.
Die Großmutter drehte sich um und begann zu weinen, gestand, dass sie diese Last nicht länger in ihrem Herzen tragen konnte.
Der Großvater umarmte sie sanft und versuchte, sie zu beruhigen. Dann wandte er sich an Slava und versicherte ihm, dass sie immer für ihn da sein würden, ihn unterstützen und lieben würden, egal welche Schwierigkeiten sie gemeinsam durchmachen mussten.
Slavka war völlig verwirrt, unfähig zu akzeptieren, dass seine Mutter, an die er sich als schön und lächelnd erinnerte, nie wieder zurückkehren würde.
Er hatte so lange auf sie gewartet, in der Hoffnung, dass sie eines Tages an der Tür erscheinen würde. Mit der Zeit ließ der Schmerz nach und verschwand schließlich aus seinem Gedächtnis.
Doch sein geliebter Großvater hielt stets sein Versprechen und blieb immer an seiner Seite. Er unterstützte ihn in all seinen Unternehmungen, nutzte seine Verbindungen und Ressourcen, um ihm zum Erfolg zu verhelfen.
Als Wjatscheslaw sein erstes Restaurant eröffnete, waren seine Großeltern bereits sehr alt. Sie verstarben kurz nacheinander, im selben Jahr, in dem sein Geschäft begann, Früchte zu tragen.
Doch er hatte inzwischen seine eigene Familie gegründet, die ihm half, den Verlust leichter zu ertragen.
Verheiratet mit seiner geliebten Lilia, die er für die ideale Frau hielt, fand Wjatscheslaw sein wahres Glück. Gemeinsam hatten sie einen wunderbaren Sohn, Iwan, benannt nach Slavas Vater.
Als die Großeltern erfuhren, dass sie ein Urenkelkind bekommen würden, war ihre Freude grenzenlos.
Mit der Zeit bekamen Wjatscheslaw und Lilia auch eine Tochter. Wjatscheslaw träumte davon, sie nach seiner Mutter zu benennen, aber die schmerzhaften Erinnerungen und die Ablehnung seiner Frau brachten ihn dazu, die Idee aufzugeben.
Nach langen Diskussionen entschieden sie sich für den Namen Olya.
Die Jahre vergingen schnell, ihre Kinder wuchsen heran, und ihr Sohn bereitete sich darauf vor, ein gutes Mädchen zu heiraten.
Wjatscheslaw und Lilia stimmten seiner Wahl mit Freude zu, da ihnen die zukünftige Schwiegertochter gefiel. Nun, mit über fünfzig Jahren, dachten sie immer öfter an ihre zukünftigen Enkelkinder, von denen sie bereits träumten.
Für Wjatscheslaw blieb die Familie stets eine heilige Priorität, genauso wichtig wie sein Geschäft, das er weiterhin erfolgreich ausbaute. Eines Morgens, als er im Restaurant ankam, beschloss Slava, eine kleine Inspektion durchzuführen.
Er wollte überprüfen, wie die Küche lief und ob alles in den Lagerräumen in Ordnung war. Während der Überprüfung stieß er auf eine unerwartete Szene am Hintereingang.
Eine ältere Frau, die wie eine Obdachlose aussah, saß neben der neuen Reinigungskraft Anya, die ihr von einem Teller Essen gab.
Als Anya die Anwesenheit ihres Chefs bemerkte, hielt sie abrupt inne und wurde nervös. Überrascht fragte Wjatscheslaw:
— Was geht hier vor sich?
Doch hinter seiner äußerlichen Ruhe brodelte ein Sturm an Emotionen. Innerlich kochte Slava vor Wut, besorgt um den Ruf seines Restaurants.
Er dachte unablässig darüber nach, dass Anya überhaupt nicht verstand, wie eine solche Szene das Prestige des Lokals beeinträchtigen konnte, das von einflussreichen und angesehenen Menschen besucht wurde.
Als Anya versuchte, sich zu rechtfertigen und erklärte, dass sie das Essen von zu Hause mitgebracht hatte, weil sie Mitleid mit der alten Frau hatte, konnte Wjatscheslaw seine Gefühle nicht länger zurückhalten.
Er unterbrach sie abrupt und betonte die Risiken, die die Anwesenheit einer solchen Person für seine Kunden mit sich bringen konnte.
Für ihn war der Ruf des Restaurants, das über die Jahre aufgebaut worden war, das Wichtigste, und der Gedanke, dass eine einzige unachtsame Geste alles zerstören könnte, brachte ihn zum Kochen.
Anya blieb still, starrte auf ihre Hände, in denen sie ein Stück Brot hielt, das sie der Frau nicht gegeben hatte.
In diesem Moment versuchte die alte Frau, Anya zu verteidigen, indem sie Slava aufforderte, sie nicht zu schimpfen. Doch er war zu wütend, um ihr zuzuhören, und der Verachtung, die er fühlte, war deutlich auf seinem Gesicht abzulesen.
Die Frau sagte noch mit sanfter Stimme, dass das Mädchen nur versuchte, höflich zu sein.
Doch der Mann, vom Zorn geblendet, warf ihr einen spöttischen Blick zu, dann riss er das Stück Brot aus Anyas Händen und warf es der alten Frau vor die Füße, schrie, sie solle verschwinden und niemals wieder hier erscheinen.
Dann wandte er sich an Anya und warnte sie streng, dass sie, wenn sie etwas Derartiges noch einmal tun würde, entlassen würde.
Anya nickte nur, als Zeichen, dass sie die Drohung verstanden hatte.
Die alte Frau hob langsam das Brot vom Boden, klopfte es vorsichtig ab und sagte, während sie Anya dankbar ansah:
— Mit Brot kann jedes Unglück ertragen werden.
Dann drehte sie sich um und ging langsam weg.
Ihre Worte trafen Slava wie ein Blitz. Er blieb wie erstarrt, mit leerem Blick.
Plötzlich erinnerte er sich an etwas…
In seiner Kindheit hatte seine Mutter, die längst nicht mehr in seinem Leben war, ihm dieselben Worte gesagt: „Mit Brot kann jedes Unglück ertragen werden.“
Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Er hielt die Frau plötzlich an:
— Woher kennen Sie diesen Ausdruck?
Die Frau antwortete ruhig:
— Es ist nur ein altes Sprichwort…
— Wie heißen Sie?
— Liubov Vasilievna.
In diesem Moment bekam Slava kaum noch Luft. Eine Welle von Erinnerungen überflutete ihn, und sein Herz begann wild zu schlagen.
Dasselbe Name. Dasselbe Sprichwort aus seiner Kindheit.
Konnte diese Frau… seine Mutter sein?
Die Frau wollte gehen, aber Slava, überwältigt von Vorahnungen, hielt sie plötzlich an und lud sie in sein Büro ein.
Anya und die alte Frau sahen sich erschrocken an. Sie war gerade erniedrigt worden, und jetzt wurde sie nach drinnen gerufen?
Während er versuchte, seine Unruhe zu verbergen, lud Slava sie zum Mittagessen im Restaurant ein. Die Angestellten waren verblüfft, da sie die radikale Veränderung ihres Chefs nicht verstanden.
In Wirklichkeit versuchte Slava jedoch, in dieser Frau die Züge seiner Mutter zu erkennen, die er vor so vielen Jahren verloren hatte. Er fühlte, dass er die Wahrheit erfahren musste.
Während des Essens stellte er ihr Fragen über ihr Leben.
— Haben Sie einen Sohn?
Die Frau seufzte tief.
— Ich hatte… meinen Slavocika… Aber sie haben ihn mir weggenommen…
Und sie begann eine herzzerreißende Geschichte zu erzählen, wie sie zu Unrecht eingesperrt wurde, wie sie von ihrem Kind getrennt wurde und wie es nach ihrer Entlassung unmöglich war, ihn wiederzufinden.
Während er ihr zuhörte, spürte Slava, wie jedes Wort sein Herz durchbohrte. Die Geschichten passten unglaublich zu seiner eigenen Kindheit.
Konnte sie wirklich sie sein?
— In welcher Stadt haben Sie gewohnt? Wer waren die Eltern Ihres Mannes?
Die Frau antwortete, und Slava erbebte.
Es war genau seine eigene Vergangenheit.
Es gab keinen Zweifel mehr.
— Mutter! flüsterte er, mit zitternder Stimme.
Die alte Frau sah ihn lange an.
— Slavocika?
Und brach in Tränen aus.
Slava umarmte seine verlorene Mutter und schwor, dass er sie nie wieder leiden lassen würde.
Er hatte ihr ein neues Leben gegeben, und er hatte seine Mutter wiedergefunden.
Das Leben hatte ihm eine zweite Chance gegeben.
Am Ende besiegt wahre Liebe immer.