Es folgten eintönige Wintertage.
Der Spatz pickte weiterhin am Futter, und Mirta erhob keinen Einspruch.

Er war der Einzige, der sie daran erinnerte, dass sie nicht völlig allein war.
— Oksana! Schon wieder ist meine Hose voller Katzenhaare! So geht das nicht! Tu endlich etwas! — murrte Dmitri verärgert, während er sich zur Arbeit fertigmachte.
Mirta huschte in ihr Versteck, wohlwissend, dass der Hausherr am Morgen nicht der Richtige war, um Zuneigung zu suchen.
Von ihm konnte man sich leicht eine Ohrfeige einfangen.
Ein halbes Jahr zuvor hatte man sie aus der Familie geholt, in der sie mit ihrer Katzenmutter aufgewachsen war, und in dieses Haus gebracht.
Klein und flauschig suchte sie Wärme und Geborgenheit, die sie nur bei der Herrin fand.
Doch deren Mann war von Anfang an dagegen.
Mirta verstand sofort: von ihm hielt man sich besser fern.
Oksana hörte geduldig die Beschwerden ihres Mannes an und nickte nur, versprach, alles in Ordnung zu bringen.
Sobald die Tür sich hinter Dmitri schloss, kroch Mirta aus ihrem Unterschlupf und lief zu ihrer Retterin.
— Sei nicht böse auf Dima, er ist eigentlich gutmütig, er ist nur keine Tiere gewohnt, — flüsterte Oksana leise und streichelte sie. — Aber ich liebe dich. Glaube mir, mit der Zeit wird er sich ändern…
Doch die Zeit verging, und Dmitri wurde immer gereizter.
Mirta freute sich über seine Dienstreisen — dann kehrte Ruhe ein.
Oksana kümmerte sich liebevoll um sie, gab Leckerbissen und Zärtlichkeit.
Alles wäre gut gewesen, doch eines Tages erklärte Dmitri: Entweder verschwinden die Haare aus dem Haus, oder die Katze.
Am Abend erschien eine junge Frau mit sanften Händen.
Zuerst dachte Mirta, sie sei eine neue Freundin.
Doch bald waren ihre Pfoten mit klebrigem Band fixiert, ein unbequemer Halskragen wurde übergestülpt, und die Schermaschine summte.
Das flauschige Fell verschwand unter den Klingen.
Mirta jaulte und wehrte sich, aber vergeblich.
Beleidigt verkroch sie sich in ihr Häuschen und blickte ihre Herrin vorwurfsvoll an: So macht man das doch nicht!
Tagsüber verbrachte sie die Zeit versteckt, kam nur nachts hervor.
Oksana streichelte sie und sprach beruhigend:
— Mirtochka, meine Gute… Am Wochenende fahren wir aufs Land — das wird dir sicher gefallen. So viel Freiheit!
Und tatsächlich, sie hatte recht.
Das Landhaus war für Mirta eine echte Offenbarung.
Mit Begeisterung erforschte sie das Gras und jagte Insekten.
Am meisten erfreute sie der Spatz — flink, munter und voller Temperament.
Sie lauerte ihm auf, doch er entwischte ihr jedes Mal.
Er schien sie mit seinen Flugkünsten zu necken.
— Ich wusste, dass dir dieser Ort gefallen würde, — lächelte Oksana, während sie ihre Liebste beim Spielen beobachtete.
Doch die Idylle hielt nur bis zur Ankunft von Dmitri.
Sobald er da war, durfte Mirta nicht ins Haus — man ließ sie im Pavillon.
Dort gab es eine warme Decke und Schutz vor dem Wetter.
Der Hausherr blieb unerbittlich:
— Es ist Sommer. Es wird ihr nichts passieren!
Die Katze ließ sich nicht entmutigen.
Die warmen Nächte waren erfüllt von Gerüchen und Geräuschen, die sie zur Jagd lockten.
Sie brachte Beute an die Tür des Hauses — und hörte sofort das missmutige Knurren Dmitris.
Einmal drang ein fremder Kater in den Hof ein.
Mirta vertrieb ihn mit lautem Fauchen.
Oksana erschrak:
— Aber das ist doch nur ein Kätzchen, Mirta…
Doch der Eindringling kehrte am Samstagmorgen zurück.
Und wieder wurde er vertrieben.
Dmitri, der das Getümmel bemerkte, warf mit einem Pantoffel nach Mirta und rief:
— Verschwinde von hier!
Gekränkt huschte Mirta in den Pavillon.
Sie verstand nicht, warum dieser Mann ihren Frieden störte.
Mit Oksana war es auch ohne ihn schön…
Neben ihr zwitscherte der Spatz, als wollte er sagen: „Zeit zum Spielen!“
Mirta sprang hervor und jagte ihm nach.
Sie spielten weiter ihr Fangspiel und Verstecken.
Doch an diesem Tag unterbrach das Heulen einer Sirene ihr Spiel.
Ein unheilvolles Gefühl erfasste die Katze.
Sie sah Menschen in Uniform, eine Trage, ein Fahrzeug.
Die Herrin wurde bewusstlos hinausgetragen, ihre Hand hing schlaff herab.
Mirta erstarrte.
Als alles still wurde und das Auto mit Blaulicht fortfuhr, ging sie zur Schwelle, sog den vertrauten Geruch ein.
Von diesem Tag an änderte sich alles.
Sie fraß Reste von Futter und jagte.
Mit dem Einbruch der Kälte wurde das Überleben schwerer.
Mirta schlief im Pavillon, eingekuschelt in die Decke, die nach ihrer Herrin duftete.
Im November kam Dmitri.
Er brachte ihr Häuschen, das Katzenklo und etwas Trockenfutter.
Ohne weitere Worte knurrte er:
— Sieh zu, wie du nun klarkommst. Ich habe anderes im Kopf. Oksana liegt im Krankenhaus, ich habe genug Sorgen.
Er fuhr davon, ohne sich umzublicken.
Mirta blieb allein zurück.
Nur der Spatz zwitscherte und teilte ihre Einsamkeit.
Die Katze spielte nicht mehr — sie schwieg nur.
Verschneite Tage zogen sich endlos dahin.
Mirta lernte, den Schnee zu belauschen — darunter lebten Mäuse.
Sie jagte, um zu überleben.
Manchmal erfolglos.
Sie magerte ab, wurde schwächer, aber gab nicht auf.
An einem klaren Tag trat sie hinaus auf die Veranda, um sich zu wärmen.
Sie horchte, bemerkte ein Rascheln und folgte dem Geräusch.
Etwas bewegte sich nahe der Treppe.
Sie sammelte ihre Kräfte… und sprang.
— Hier sind die Papiere und die Schlüssel zum Grundstück, — sagte Dmitri und reichte dem neuen Besitzer Bogdan die Mappe. — Dort… könnte noch eine Katze sein.
— Eine Katze? — wunderte sich Bogdan. — Aber Sie sagten doch, im Winter wird der Weg nicht geräumt…
— Ich war das letzte Mal im November dort. Jetzt ist es Ihr Datscha — entscheiden Sie selbst, was Sie mit ihr machen.
Bogdan war wie vor den Kopf gestoßen.
Er betrachtete die Schlüssel und atmete schwer.
Wie konnte man… ein Lebewesen im Schnee zurücklassen…
Seine Familie hatte schon lange von einer Datscha geträumt.
Der Kauf war schnell abgeschlossen, das Grundstück günstig — Dmitri brauchte das Geld für die Behandlung seiner Frau.
Doch die Nachricht von der Katze stellte alles auf den Kopf.
Bogdan ging in die Garage, holte alte Skier hervor und machte sich auf den Weg.
Sein Herz war schwer.
Er dachte an den kürzlich verstorbenen Kater Simba, den er noch als Jugendlicher gefunden hatte.
Seine Frau Lika litt sehr unter dem Verlust.
Er wollte kein weiteres Unglück zulassen.
Hoffentlich war es nicht zu spät!
Nach einer Stunde erreichte er die verlassenen Datschen.
Keine Spur im Schnee.
Plötzlich erschien der Spatz und führte ihn von Grundstück zu Grundstück, bis er sich am Tor mit der Nummer 23 niederließ.
— Danke, mein Freund, — flüsterte Bogdan, während er sich durch die Schneemassen kämpfte.
Er blieb an der Tür stehen und rief:
— He! Bist du hier?..
Der Spatz setzte sich auf das Dach des Pavillons und zwitscherte laut, als wollte er den Menschen herbeirufen.
Bogdan horchte auf, blickte in Richtung des Vogels und machte einen Schritt zum Unterschlupf.
Die Tür des Pavillons stand einen Spalt offen.
Im Schnee neben der Treppe waren schwache Spuren zu erkennen, und in der Nähe lagen die Überreste eines Nagetiers – ein Zeichen eines Überlebenskampfes.
Bogdan zog vorsichtig die Tür auf und blickte hinein.
Auf dem Boden lag ein zerrissener Futterbeutel verstreut, neben der Wand stand ein zerkratzter Kratzbaum, und daneben – ein vertrautes Häuschen.
Auf dem Schild stand:
— Mirta… — flüsterte er leise.
Hinter ihm flog ein Spatz hinein, setzte sich auf die Bank neben der Decke und begann unruhig zu zwitschern, als wollte er sagen: „Schnell! Sie ist hier!“
Der Vogel wich nicht zurück – als ob er verstand, wie kritisch dieser Moment war.
Rund um den Tisch gehend, entdeckte Bogdan zwei kleine graue Ohren, die unter der Decke hervorlugten.
Er hielt den Atem an, kniete sich nieder und hob vorsichtig den Stoff an.
Darunter lag ein erschöpftes, fast lebloses kleines Wesen.
Mirta lag ausgestreckt, fast unsichtbar in der Decke, reglos.
Ihre Haut klebte an den Knochen, als hätte sie nicht einmal die Kraft, die Augen zu öffnen.
Mit zusammengebissenen Zähnen vor Ärger über die menschliche Gleichgültigkeit berührte Bogdan vorsichtig das Fell zwischen ihren Ohren.
Er streichelte sie schweigend, als wollte er sich für all das entschuldigen, was sie durchmachen musste.
Dann – eine kaum wahrnehmbare Bewegung.
Mirta öffnete leicht die Augen und sah ihn an.
Ein schwacher, aber bewusster Blick.
Er hatte sich nicht getäuscht – sie war am Leben.
— Du hast es geschafft… Gut gemacht, mein Kleines! — flüsterte Bogdan, wickelte sie in die Decke und hob sie auf die Arme. — Jetzt wird es nur Wärme geben. Nur ein Zuhause. Ich bin hier.
Mit dem ermutigenden Zwitschern des Spatzen ging er nach draußen, hielt die Katze fest in seinen Armen und schloss seinen Mantel, um sie mit seinem Körper zu wärmen.
Als Antwort kam ein fast unhörbares Schnurren.
Er konnte kaum verstehen, woher sie die Kraft dafür genommen hatte.
Der Vogel flog in seiner Nähe und begleitete ihn bis zum Auto.
Während er Mirta vorsichtig auf dem Vordersitz zurechtrückte, kreiste der Spatz in der Luft, als würde er sich von ihr verabschieden.
— Danke, mein Freund, — lächelte Bogdan und holte ein Tütchen mit Samen aus dem Handschuhfach. — Das ist für dich.
Er streute eine Handvoll auf den festgetretenen Schnee und sah zu, wie der Vogel das Geschenk annahm, bevor er sich ans Steuer setzte.
In der Tierklinik erhielt die Katze sofortige Pflege.
Sie wurde mit Infusionen und Wärmedecken versorgt.
Bogdan besuchte sie täglich und erkundigte sich immer nach ihrem Zustand.
Nach einer Woche erlaubte der Arzt, sie nach Hause zu bringen.
Als er alles Lika erzählte, konnte seine Frau ihre Tränen nicht zurückhalten.
Und sie war es, die darauf bestand, gemeinsam zur Klinik zu gehen, um Mirta abzuholen.
Seitdem zeigte die Katze eine besondere Bindung genau zu Bogdan.
Sie wartete auf ihn an der Tür, kam auf seinen ersten Ruf und schlief nur neben ihm ein.
Wenn er sich verspätete, saß sie geduldig am Eingang, als könnte sie sich nicht beruhigen, bis er zurückkehrte.
Lika war von dieser Zuneigung berührt.
Tränen glänzten in ihren Augen, und Dankbarkeit gegen das Schicksal, das Mirta in ihr Zuhause gebracht hatte, füllte ihr Herz.
Der März verging, dann der April.
Im Mai fuhr die ganze Familie aufs Land.
Lika machte sich Sorgen: Würde die Katze wieder unruhig werden?
Doch ihre Befürchtungen waren unbegründet.
Dort erwartete sie dasselbe Vögelchen.
Der Spatz tauchte sofort auf, und Mirta wurde lebendig.
Sie begann spielerisch hinter ihm herzulaufen, rannte begeistert über das Gras.
— Sie scheint hier einen alten Freund zu haben, — lächelte Lika.
— Der hat mir damals geholfen, sie zu finden, — stimmte Bogdan zu und holte aus dem Auto ein hölzernes Futterhäuschen, das er speziell für den kleinen Retter gebaut hatte.
— Stell dir vor, die ehemalige Besitzerin von Mirta hat angerufen, — fügte er hinzu. — Sie sagte, Dima habe sie getäuscht und erzählt, die Katze lebe bei Bekannten. Jetzt möchte sie manchmal Neuigkeiten von ihr erfahren.
Lika nickte.
Sie beobachtete, wie Mirta spielte und jeden Moment aufrichtig genoss, und in ihren Augen spiegelte sich reines Glück.
Die Katze rannte über das Gras, ohne Bogdan aus den Augen zu lassen.
Er war ihr Mensch.
Derjenige, der in der schwierigsten Stunde gekommen war.
Der keine Angst vor Kälte und Entfernung hatte.
Der zur Familie wurde.
Jetzt hatte ihr Leben nur noch liebevolle Hände, ein warmes Zuhause und Zuneigung.
Kein Anzeichen von Härte.
Mirta wusste: Sie war in ihrem Zuhause.
Und das würde für immer so bleiben.